
Bis ich in Alicante vor den sieben kompakten Karbon-Booten stand, die vielen hundert Menschen um mich herum auf mich wirken ließ und allmählich verstand mit welchen Konsequenzen es verbunden ist so lange auf See zu sein und dabei Höchstleistung zu bringen.
Bis ich verstand, wie viel Emotionen der Start in dieses Abenteuer aufbauen kann. Es muss ähnlich gewesen sein, wenn Menschen sich einst auf machten um alleine zum Nordpol zu reisen. Oder als Erste die Welt in einem Flugzeug zu umrunden. Vielleicht nicht alle der Besucher in Alicante, aber doch immerhin ein Großteil scheinen zu wissen was das Volvo Ocean Race für die Segler bedeutet. Auch weil die Menschen im südöstlichen Spanien so verbunden sind mit dem Meer. Wenn sie sich beim Start im Hafen unterhalb des Castillo de Santa Bárbara in ihren kleinen Bötchen, auf ihren mittelgroßen Segelbooten oder auf ihren Jet Skis zum Startpunkt begeben und dem Spektakel beiwohnen, packt auch jeden Unbeteiligten das große Ganze. Man kann die Anspannung, die in der Luft liegt, förmlich spüren. Spürt, wie viel Glück die Menschen den Seglern wünschen und auch die Angst, dass jemandem auf der langen Reise etwas passieren könnte. Die Spanier versuchen auf ihre eigene Art und weise die Stimmung zu heben. Da legen sich dann auch mal Jetskipiloten mit der Guardia Civil an, es wird von einem Schiff zum anderen gerufen, es wird gesungen und jeder versucht die beste Sicht auf das Geschehen zu kriegen. Auf dem Boot direkt nebenan übergibt sich eine hochschwangere Spanierin ins Meer. Ich an Ihrer Stelle wäre zuhause geblieben vermute aber dass sie sich die Show aber auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Und über den Segelmasten fliegen die Helikopter ihre halsbrecherischen Manöver um das Rennen in Bild und Ton einzufangen. Die Chinesen – dieses Jahr mit einem Team am Start – scheinen ein eigenes Schiff gemietet zu haben um ihr Team lautstark anzufeuern und schwenken euphorisch die chinesische Flagge. Hier in Alicante stehen die Menschen hinter den Seglern.
Die Konsequenz daraus ist, dass es auf der Strecke von 38.739 nautischen Seemeilen über elf Zwischenstationen noch deutlich knapper zugehen dürfte als in vorherigen Ausgaben des Volvo Ocean Race. Und – viel wichtiger – man wirklich die Leistung der acht Mann starken Segelmannschaften und nicht der Technik sieht.
Denn ihr müsst wissen, für die Menschen an Bord ist es noch viel härter als man denkt. Nehmt das, was ihr denkt wie anstrengend und gefährlich es sein könnte und erhöht es um den Faktor drei. Ich war sehr überrascht über das, was ich über das Leben an Bord erfahren durfte. Beispiel gefällig? Die Segler, die sich gerade ausruhen dürfen, können nicht damit rechnen ein paar Stunden schlafen zu können. Nicht nur müssen sie selbst immer auf der Seite des Bootes sein, das bei Fahrt höher ist. Sie müssen bei einem Richtungswechsel auch mal eben geschmeidige 1600kg an Equipment von einer Seite des Bootes zur anderen tragen, bevor sie sich selbst wieder hinlegen. Und sollte irgendetwas am Boot kaputt gehen, muss auch das auf die Schnelle von denen repariert werden, die unter Deck sein dürfen. Es ist also immer viel zu tun und kaum Zeit für Schlaf. Schlaflosigkeit und dazu die großen Konsequenzen, die selbst kleinste Fehler haben können, machen den Alltag in den neun Monaten auf hoher See zu einer grenzwertigen Erfahrung.
Wenn ihr jetzt Interesse am Volvo Ocean Race bekommen habt: Über die extra erhältliche App könnt ihr jederzeit den Livestand verfolgen. Da dieses Jahr auch auf jedem Boot ein Journalist als neuntes Besatzungsmitglied embedded ist, der nicht Teil des Teams ist, können wir immer mit spannenden Aufnahmen rechnen. Der Journalist hat einzig und allein die Aufgabe, das Team zu beobachten und festzuhalten was passiert. Neben den vielen Kameras an Bord, die von der Race Control in Alicante aus jederzeit angesteuert werden können, sind sie dafür zuständig Vorfälle zu dokumentieren und regelmäßig Bild- und Videomaterial abzuliefern. Es dürften also auch für uns nicht involvierte spannende neun Monate werden.
Eine Woche vor mir – beim Alicante In-Port Race – war Autogefühl vor Ort. Autogefühl beleuchtet etwas genauer die finanziellen Aspekte des Volvo Ocean Race.
DISCLOSURE: Ich wurde von Volvo Deutschland nach Alicante, Spanien eingeladen. Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung wurden von Volvo übernommen.
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